Ein Traum wird wahr!

Fünf Uhr, der Wecker klingelt, endlich! Lange, lange habe ich auf diesen Tag gewartet, doch fassen kann ich es immer noch nicht. Heute geht’s nach Bangkok und ich habe die großartige Chance im Cockpit einer T7 mitzufliegen. Schnell noch eine heiße Dusche nehmen, einen Kaffee trinken und schon sitze ich im Auto auf dem Weg zum Flughafen Leipzig. Die Spannung steigt, auf dem Weg dorthin, kann ich von weitem schon den Tower sehen. Wir stellen das Auto auf dem Firmenparkplatz ab und treffen und mit der Crew im Besprechungsraum.

Die drei Piloten gehen noch die Flugstrecke durch und besprechen das Wetter. Über Indien und im Anflug auf Bangkok erwarten uns Gewitter. Das MTOW beträgt 340t und wir werden heute für die Strecke nach Bangkok ungefähr 9h und 45min benötigen. Vor dem Gebäude wartet schon der Crewbus, der uns Richtung Flugzeug bringt. Nach fünf Minuten Fahrt erreichen wir die Security.


Alles ist wie man es vom Flughafen auch kennt. Bordkarte zeigen, Sicherheitskontrolle für Gepäck und einem selbst. Im Anschluss wird noch der Pass geprüft und weiter geht’s. Ein VW Bus fährt uns nun airside zur Parkposition unserer Boeing 777 - und da steht sie nun. Wir steigen aus und stellen unser Gepäck an die Gangway. Schritt für Schritt gehe ich die Treppe hinauf, mit jeder Stufe die ich erklimme steigt die Vorfreude. Ich bin so unfassbar glücklich! Bis zum Abflug nach BKK haben wir noch gute 45 Minuten Zeit.

LEJ-BKK / BOX530 / Boeing 777F / D-AALH / 3A

Während zwei Piloten das Cockpit vorbereiten und den Flugplan laden, geht der SFO zu seinem obligatorischen Walkaround, ich darf ihn begleiten und ziehe mir die Warnwesten an und begleite den outside check. Ein Bild vor dem mächtigen GE-90 110B Triebwerk gehört natürlich auch noch dazu. Die Ladung der Maschine verzögert sich noch, sodass wir erst 40 Minuten später abheben können. Geladen wird heute unter anderem frischer Fisch aus Norwegen und Expressgut von DHL.


Der Kapitän lädt mich ein, auf dem Observer Seat Platz zu nehmen, von dem dritten Piloten bekomme ich eine kurze Einweisung in den Fünfpunktgurt, wie ich die Sauerstoffmaske im Notfall zu bedienen habe und wie ich mich aus dem Cockpit abseilen kann. Abseilen? Ich hoffe das alles gut geht und muss noch beweisen, dass ich den Gurt schnell öffnen kann – hat geklappt. Die Spannung steigt. Der Rampagent übergibt die Dokumente an den Captain und die Tür wird verschlossen.


Beim Tower wird der push back angefordert und wir werden aus der Position zurückgestoßen. Beide Triebwerke werden nach und nach angelassen, das Dröhnen der GE´s  verschafft einem immer wieder Gänsehaut. Der Kapitän gibt sein Handzeichen und wir rollen in Richtung Runway 26L. Nun stehen wir auf der Startbahn und ich habe hinter dem Copiloten einen perfekten Blick auf die Piste. Die Startfreigabe erfolgt und die Schubhebel werden langsam auf Take-off power geschoben. Die massiven GE90 beschleunigen die 777 binnen weniger Sekunden auf V1 und bei VR heben wir hab. Mit einer Linkskurve fliegen wir an Leipzig südlich vorbei. Wir steigen allmählich auf 31.000 ft. und befinden uns über Tschechien. Der Kapitän verabschiedet sich in seine dreistündige Pause, danach machen mein Freund und ich uns erstmal Frühstück.

 

 Weiter geht’s über Rumänien, Bulgarien und hinaus auf das Schwarze Meer, nördlich an der Türkei vorbei. Während dieser Zeit. probiere ich die bequemen Sitze in der Galley aus und hol Schlaf aus letzter Nacht nach. Lange halte ich es aber nicht aus, denn ich bin neugierig was vorne los ist. Ich setzte mich auf den 1st Observer seat, lausche dem Funk und nutze auch die Gelegenheit mich mit den Piloten zu unterhalten. Jetzt überfliegen wir Georgien, vorbei an Tiflis. Die Sicht ist ausgezeichnet. Man hat einen sehr guten Blick auf den Kaukasus. Danach folgt das Mittagessen, es gibt Tafelspitz auf Wirsinggemüse, ausspannen und die Atmosphäre im Flugzeug genießen.

 

Über Afghanistan suche ich mir nochmal den Weg ins Cockpit,  bizarre Landschaften lassen sich von hier oben betrachten. Vor uns bricht langsam die Nacht herein, wie ein Vorhang zieht sich der dunkle Himmel über das Flugzeug. Da es kein Radar über Afghanistan gibt, müssen wir uns in bestimmten Abständen, meist nach jedem Weg Punkt, bei der Flugkontrolle melden und identifizieren. Als wir über Pakistan sind, ist es schließlich Nacht und die Funksprüche werden immer lustiger. Man muss es sich so vorstellen, wie wenn man bei einem Inder Chicken Karma bestellt.


In der Entfernung lassen sich gut die vorhergesagten Gewitter sehen und es beginnt zu ruckeln. Da wir nicht höher fliegen können, müssen wir die Gewitter umfliegen. Die Boeing lud sich durch das Gewitter so sehr statisch auf, dass man sogar Elmsfeuer auf der Cockpitscheibe sehen konnte! Nun hinter Delhi, dauerte es noch gute drei Stunden bis nach Bangkok.

 

Die letzten Stunden vergehen sehr schnell und schon folgt der Sinkflug in Richtung Bangkok.


Ich durfte wieder mein Platz auf dem 2nd Observer im Cockpit nehmen und die Landung filmen. Die Fluglotsin von Bangkok Zentrale übergab uns mit einem happy lan(en)ding an Bangkok Tower und wir setzten kurz vor 12 Uhr Ortszeit auf.

Wir werden am Frachtterminal mit einem Minibus abgeholt und fahren zur Einreise. Der Frachter wird entladen und in drei Stunden geht es mit einer neuen Crew und neuer Ladung weiter nach Singapur.

Anflug auf Bangkok

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